Die Katzen-Etikette
Ein
Herr besaß einmal eine Katze, die gewohnt war,
nie etwas vom Tisch zu nehmen. Da kam ein neuer Hund
ins Haus, der gern naschte und zu diesem Zweck auf
Stühle und Tisch sprang. Die Katze sah ihm einige
Male mit griesgrämiger Miene zu, dann setzte
sie sich in die Nähe des Tisches und war, als
der Hund wieder auf den Tisch sprang, schon oben auf
dem Tisch und gab dem Näscher eine tüchtige
Maulschelle.
Eine andere Katze war durch Schläge
und Drohungen dahin gebracht worden, die Stubenvögel,
deren Käfige im Fenster standen, in Ruhe zu lassen.
Eines ihrer Jungen, das bei ihr blieb, zeigte bald
Gelüste nach den Vögeln. Es sprang auf den
Stuhl, von da ins Fenster und wollte eben einen Braten
aus dem Käfig holen, als es von einer menschlichen
Hand gepackt, durch einige Klapse eines Besseren belehrt
und auf den Boden gesetzt wurde. Die Alte hat den
Versuch zum Bösen und die Abstrafung mit angesehen,
war bei dem Notgeschrei herbeigeeilt und leckte jetzt
ihrem Kindchen mitleidig die Hiebe ab. Dasselbe geschah
noch zweimal; doch das Kätzchen wollte seine
Begierde nicht zügeln und fuhr fort, auf dem
Wege der Sünde zu wandeln. Aber nun ließ
es die Alte nicht mehr aus dem Auge, sondern sprang
jedesmal, wenn das Kleine zum Fenster wollte, auf
den Stuhl und verabfolgte dem Zudringlichen ganz gehörige
Ohrfeigen. Das Kleine ersann nun einen andern Weg,
kroch auf ein Pult, das nahe am Fenster stand, und
wollte von dort aus auf die Vögel los. Die Alte
aber war mit einem Sprung schon oben, und wieder setzte
es Ohrfeigen, und zwar von einer Güte, daß
von nun an jeder Raubzug unterblieb.
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